Gutgelaunt nimmt die elfköpfige Gruppe in Sansibar ihr Gepäck in Empfang. Bereit, in Tansania Süd ein Reiseabenteuer mit vielen Höhepunkten zu starten. Bei mir ist der Start allerdings etwas harzig; mein Gepäck ist irgendwo unterwegs hängen geblieben und ich realisiere, dass jetzt Geduld, Gelassenheit und Improvisation gefragt sind.

Formulare ausfüllen, eiligst auf dem Markt die allernötigsten Kleider kaufen, Austausch von Hygieneartikeln und Medikamenten innerhalb der Gruppe und zahlreiche Telefongespräche überbrücken die Wartezeit. Nach 4 unendlich langen Tagen bekomme ich mein Gepäck schliesslich im Mikumi-Nationalpark, wo sich der Parkmanager Erasto wirklich vorbildlich engagiert hat, dass für mich die Welt nun wieder in Ordnung ist. Er ist überhaupt souverän, wie er sein Vuma Hills Camp führt und wir fühlen uns alle wohl in seiner Lodge.

Die Vielfalt der Tiere im Mikumi-Nationalpark ist atemberaubend und besonders am Hippopool gibt es ein Stelldichein von unzähligen Tierarten. Zebras, Gnus, Elenantilopen, Kaffernbüffel, Impalas, Giraffen, Elefanten, Paviane und viele Vögel kommen hier zum Trinken, während im Wasser die Nilpferde ruhen und einige Krokodile auf Beute lauern.

Ewas abseits liegen ein paar prächtige Löwen im Gebüsch. Sie haben einen Kaffernbüffel gerissen und sind nun satt und träge. Besonders reizvoll ist es aber hier am Abend, wenn spektakuläre Sonnenuntergänge den Himmel scheinbar zum Brennen bringen.

Ein landschaftlicher Leckerbissen bildet der Tagesausflug zum Udzungwa-Mountain-Nationalpark, wo wir zu dem wunderschönen Sanje-Wasserfall hochwandern. Zwei Unentwegte lassen sich die erfrischende Abkühlung am Fuss des Wasserfalls nicht entgehen, während die anderen die atemberaubende Aussicht ins Kilombero-Tal geniessen.

Nach einem ruhigen Inlandflug mit einem kleinen Buschflieger der Fly Safari Air Link landen wir im Ruaha Nationalpark. Diese Fluggesellschaft gehört der englischen Pionierfamilie Fox, die auch die grosszügigen und stimmungsvollen Lodges gebaut hat, wo wir während der ganzen Reise zu Gast sind.

Während im Mikumi-Nationalpark die Steppe das Bild prägt sind es im Ruaha Nationalpark die gigantischen Baobabbäume, einige gegen tausend Jahre alt und die sukkulenten, hellgrünen Kandelabereuphorbien. Daneben gibt es viel Buschwerk, das manchmal die Sicht auf die weiter entfernten Tiere einschränkt. Aber es gibt immer noch genug zu sehen, besonders immer wieder Elefanten, Löwen, Geier, Adler, Reiher, Störche, Marabus, Eulen, kleinere Vögel und gelegentlich Wasserböcke und die grossen Kudus mit ihren beeindruckenden Hörnern.

Nach einer langen Pirschfahrt freuen wir uns auf die erfrischende Dusche, als kurz vor der Lodge unser Fahrer plötzlich wendet und zurückfährt. Wir sind gespannt welche Meldung er per Telefon erhalten hat. Wenig später stehen wir unter einem mächtigen Baobabbaum, ringsum einige kreischende und bellende Steppenpaviane. Auf dem Baum ist ganz zuoberst ein Leopard, der sich von zwei mutigen und wütenden Pavianmännchen zurückgezogen hat. Dieses Schauspiel zu beobachten ist schlicht einzigartig.

Unser Sundown-Apéro fällt wegen leicht regnerischem Wetter etwas trübe aus und nur leicht erhellt sich der Himmel im Westen. Wir lassen uns aber die gute Laune nicht verdriessen und beobachten, bequem sitzend in unseren mitgebrachten Regisseurstühlen ein paar Nilpferde, die sich langsam aufmachen auf ihre nächtliche Nahrungsaufnahme.

Der Buschwalk am nächsten Morgen ist äusserst spannend und eine biologische Lehrstunde. Bewacht von 4 Parkrangern durchstreifen wir die gigantischen Steinformationen am Great Ruaha River. Überall gibt es Spuren, Pflanzen, Losungen und Tierknochen zum beobachten. Enok, unser Führer, gibt dazu ausführliche Informationen mit gedämpfter Stimme, weil wir wollen ja keine Tiere aufschrecken oder gar vertreiben.

Ein Höhepunkt bildet dann bei einem grösseren Wasserbecken eine riesige Flusspferdherde, die lautstark die frühmorgendliche Stille unterbricht.

Am nächsten Tag fliegen wir in die Southern Highlands. Hier, auf ca. 2000 m.ü.M. erwartet uns eine ganz andere Welt. Alles ist grün. Riesige Teeplantagen, Weiden und Wälder wie im Schwarzwald und dazwischen idyllische Bergseen mit vielen Seerosen. Wir staunen ob dieser landschaftlichen Vielfalt in Südtansania. In der Mufindi-Lodge empfängt uns Peter Fox, ein Sohn des Pioniers Jeff Fox., der hier zahlreichen Einwohnern auf seiner Teefarm Arbeit gibt und viele wohltätige Einrichtungen und eine Schule errichtet hat. In einfachen Holzhütten verbringen wir eine angenehme kühle Nacht und gehen am nächsten Morgen auf eine abwechslungsreiche Wanderung. Daudi, unser Localguide, weiss eine Menge über die Natur und seine Begeisterung dafür ist ansteckend und vorbildlich. Peter und sein Sohn Felix Fox berichten auf einer Anhöhe detailliert über die Produktion und Ernte von Tee und die schwierige Konkurrenzsituation mit Indien und Fernost. Am nächsten Morgen besuchen wir eine Schule, wo hauptsächlich Waisenkinder beherbergt und unterrichtet werden. Wir werden uns wieder einmal bewusst, wie privilegiert wir doch sind und freuen uns, dass diese Kinder trotz ihrem harten Schicksal fröhlich und unbeschwert am Unterricht mitmachen.

Der nächste Aufenthalt im Julius Nyerere Nationalpark liegt im Rufijo River Camp direkt am riesigen Fluss. Noch einmal beobachten wir die massigen Nilpferde, die lauernden Krokodile und eine äusserst bunte und lautstarke Vogelwelt.

Die Ausflüge per Boot, zu Fuss und mit dem offenen Landrover bieten nochmals hervorragende Fotomotive und Eindrücke über die riesige Palette der afrikanischen Tier- und Pflanzenwelt.

Nach einem weiteren Inlandflug und einer kurzen Bootsfahrt gelangen wir auf die Lazy Lagoon Island. Jede(r) geniesst die traumhafte Insel mit ihrem weissen Sandstrand, den Mangrovenwäldern und dem kristallklaren Wasser des Indischen Ozeans auf seine Weise.

Zwei willkommene Ruhetage zum Ausspannen und in Erinnerungen schwelgen beschliessen dieses einmalig schöne Abenteuer Tansania Süd.

 

Ueli Schlittler, Wanderleiter

 

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Abenteuer Tansania Süd