Schon die Anreise nach Nepal war spannend. Während die Mehrzahl unserer Gruppe über Doha nach Kathmandu flog, nahmen Marieluise und ich die wahre Grösse des Indira Gandhi Airports in Delhi wahr, als wir um Mitternacht unser Holiday Inn Hotel suchten.
In Kathmandu war dann schliesslich unsere Gruppe komplett und wurde von Mingmar Sherpa, dem Geschäftsführer von Aktivferien in Nepal, herzlich mit einem orangefarbigen Blumenkranz empfangen.
Gleich danach ging es im Bus über eine kurvenreiche, zum Teil holprige Strasse, vorbei an zahlreichen Äckern und Gewächshäusern nach Mulkot ins Kwality Beach Resort zur ersten Übernachtung. Es gab sehr lange keine Nachtruhe, weil die Nepali am 13. April Neujahrsbeginn vom Jahr 2081!! feierten.
Am nächsten Morgen ging es frühzeitig mit dem Bus nach Ramechap und sehr spannend mit dem kleinen Flugzeug Richtung Gebirgsflugplatz Lukla. Dort stellte uns Pasang, unser Localguide, seinen Assistenten Lakpa und die 4 Träger vor. In Lukla war bereits am Morgen viel Betrieb und zahlreiche Träger und Händler mit kunterbunten Kleinläden warteten auf Touristen aus aller Welt.
Ins höchste Gebirge der Welt
Das danach folgende Trekking führte uns im Khumbutal in den Nationalpark Sagarmatha (Mt. Everest), was Göttin des Himmels heisst. Über wunderschöne Wege, im stetigen Auf und Ab, vorbei an zahlreichen Weilern, kleinen Dörfern, Stupas und Manisteinen, über schwindelerregende Hängebrücken, z.T. steile Treppen, durch blühende Rhododendrenwälder führte die Route zu unserem Zwischenziel Namche Bazar, dem Hauptort des Khumbu Tals. Von hier aus starten die meisten Hochgebirgsexpeditionen und so wundert es nicht, dass ausser zahlreichen Lodges hauptsächlich Bergsportgeschäfte die Szene beherrschen. Fast alle diese Sportartikel, sowie diverse Ess- und Trinkwaren werden von einer Unzahl von zähen und ausdauernden Trägern, die z.T. bis 100kg tragen, den Berg hoch geschleppt. Zahlreich sind auch die Transportkolonnen mit den willigen Mulis, gleichmütigen Zopkyo-Rindern und ab 4000m Höhe den kräftigen Yaks. Sie alle sind friedlich und bewältigen ihre strenge Arbeit geduldig und im immer gleichen Trott.
Unterwegs hatten wir Gelegenheit, verschiedene Klöster zu besichtigen und gar an einer Zeremonie mit monotonen Gebeten und Gesängen beizuwohnen. Es war sehr eindrücklich und wir machten uns Gedanken über das spartanische Leben dieser buddhistischen Mönche.
In unseren schön gelegenen Lodges wurden wir überall freundlich mit wohlriechenden, warmen, feuchten Frottetüechli und einem Willkommenstee empfangen und fühlten uns jeweils gleich wohl. Sehr komfortabel waren auch die heizbaren Bettunterlagen, denn je höher wir kamen, umso kälter wurde die Temperatur abends in den Schlafzimmern. Das Servicepersonal, meist sehr junge Frauen, waren überaus aufmerksam, eher scheu, aber von angenehmer Freundlichkeit.
Da sind die Eisriesen!
Aber wenn wir ehrlich sind, gibt es ja einen Hauptgrund, warum wir alle nach Nepal gereist sind: die imposanten Bergriesen. Mt. Everest, der König im Himalaya Gebirge, der alle andern überragt und das Ziel aller ambitionierten Alpinisten ist. Dann aber auch Lhotse und die Eisriesen Thamserku, Kangtenga und für mich der schönste und vollkommenste Berg der Welt überhaupt: der Ama Dablam, das Matterhorn Nepals.
Drei aus unserer Gruppe wollten deshalb nach der langen Etappe des Vortages unbedingt hoch ins Base Camp steigen, um die Atmosphäre zu schnuppern, die unumgänglich ist, wenn man sich als Alpinist solche Ziele setzt. Zelt reiht sich da an Zelt, und viele renommierte Trekkingagenturen sind vertreten.
Beim Abstieg begegneten wir ein paar Prachtexemplaren von Yaks und einem neugierigen Thar, ein Tier ähnlich unseren Steingeissen, aber grösser und kräftiger. Und immer wieder zogen am Himmel einige Adler und Geier ihre weiten Kreise.
Nur zu schnell vergingen die spannenden und durchaus intensiven Tage und es galt bei einer kleinen Party, Abschied von unseren Guides und Trägern zu nehmen. Dabei erfuhren wir auch einiges aus ihrem Privatleben. So hat einer unserer Führer mit 16 Jahren seine damals 15-jährige Frau geheiratet und wurde 2 Jahre später zum ersten Mal Vater!
Begegegnungen mit der lokalen Bevölkerung
Aber auch andere Begegnungen werden in unserem Gedächtnis wohl unauslöschlich in Erinnerung bleiben. So erkannte unser Führer Pasang bei einer Lunchpause den 28-fachen Mt. Everest-Besteiger, Kami Rita Sherpa, der damit unangefochtener Weltmeister ist. Ohne Starallüren liess er sich spontan mit Nicole, die ihn ebenso spontan danach fragte, fotografieren. Ein Blick auf seine 4 Gäste liess uns allerdings an einem erneuten Gipfelerfolg zweifeln…
Auch etwas unerwartet fiel uns ein etwa 10-jähriger Junge auf, der zu einem Michael Jackson-Hit auf 3000m Höhe vor seinem einfachen Zuhause auf einer Steinplatte eine äusserst gekonnte Tanzeinlage bot.
So hatten wohl alle ihre persönlichen Highlights von diesem Trekking mitgenommen und uns beschlich leise Wehmut als uns das Hotelpersonal in Lukla mit weissen Glücksschals verabschiedete.
In eine völlig andere Welt tauchten wir nach dem erneuten Flug und Transfer in Kathmandu ein, als wir den Affentempel besuchten. Eine unglaubliche Anzahl Gläubiger pilgerten an diesem Festtag zu diesem buddhistischen Wahrzeichen und erhofften sich durch Spenden und Gebete wohl ein besseres Karma.
Der Kulturschock war ermüdend und so waren wir glücklich, dass unser Hotel Yak und Yeti eine eigentliche Ruhe Oase mitten in der lärmigen und bisweilen chaotisch anmutenden Hauptstadt ist.
Szenenwechsel in der Terai Ebene
Am nächsten Morgen ging es schon früh mit dem Flugzeug nach Bharatpur. Im komfortablen KASARA-Resort galt es erstmal zu entspannen. Danach besuchten wir ein traditionelles Tharu-Dorf und wunderten uns, mit wie wenig diese einfachen Leute wohnen und leben können. Auf einem kurzen Fusspirschgang erblickten wir einige Hirsche und verschiedene Vögel und erfreuten uns danach an einem Überraschungs-Sundowner.
Am nächsten Morgen bestiegen wir schon früh einen etwas wackligen Einbaum und liessen uns gekonnt durch ein seichtes Gewässer manövrieren.
Dabei sahen wir verschiedene Wasservögel, sowie einen Ganges-Gavial, eine Art Krokodil, die am Aussterben ist und deshalb in einer nahegelegenen Farm zur Arterhaltung gezüchtet wird. Der Besuch dieser Farm war sehr eindrücklich und machte nicht nur die Tierfreunde unter uns nachdenklich.
Auf der darauffolgenden Pirschfahrt entdeckten wir neben zahlreichen Vögeln und Hirschen auch mehrere Panzernashörner und konnten sie mit gebührendem Respekt fotografieren.
Ein kultureller Höhepunkt war die abendliche Tanzvorführung einer einheimischen Gruppe junger Frauen, die mit kurzen Bambusstöcken rhythmische Abklatschszenen gekonnt zum Besten gaben.
Die letzten anderthalb Tage nach dem Rückflug nach Kathmandu verbrachten alle individuell nach ihren Interessen und Vorlieben.
Beim Abschiedsessen verabschiedete uns Mingmar mit einem kleinen Geschenk und wünschte uns eine gute Heimreise.
Das ganze Trekking war hervorragend organisiert und wird uns allen mannigfaltige, bleibende Erinnerungen und Eindrücke erhalten.
28.4.2024 Ueli Schlittler, Wanderleiter SBV