Tagebuch von Wanderleiter Dominik Abt
„Welcome to Tanzania, rafiki“, begrüsst uns Mr. Goodluck am Gate zum Kilimanjaro und präsentiert stolz seine neue Aktivferien Mammut Goretex-Jacke. Ich freue mich riesig, dass auch er einmal mehr mit uns auf den Kilimanjaro kommt. Durch den Regenwald wandern wir hoch zur Mandarahütte. Beobachten unterwegs Blue Monkeys, Baumschliefer und Mantelaffen. Auf dem Weg hoch zu den Horombohütten nebelt, regnet und nieselt es. Erst am Abend zeigt sich uns der Kilimanjaro. Wir üben mit unseren Führern den Jambo Jambo-Song und singen den Essraum mit unseren Liedern bei Tee und Kaffee leer. Heute ist Akklimatisationstag und Gaudence führt uns mit gemächlichem Schritt hoch zum Zebrafelsen und weiter auf den Sattel auf 4300 m. Eine halbe Stunde über den Hütten hatten uns die Sonne und ein strahlend blauer Himmel empfangen. Vom Sattel aus zeigt sich der Kilimanjaro in seiner ganzen herrlichen, schneebedeckten Pracht wunderschön. Wieder unten geniessen wir Benedict’s fantastische Kochkünste. Es geht allen gut. Wir freuen uns auf den Gipfel. Goodluck und Pole Pole. Kilimanjaro wir kommen.

„Pole Pole,“ begrüssen uns Remy und die vier Guides um Mitternacht. Eingepackt wie Michelin-Männchen reihen wir uns vor der Kibohütte auf 4700 Meter auf. Ich zähle sicherheitshalber nochmals durch. Alle zwölf hier. „Twendei,“ los geht’s. Vor uns Stirnlampen, hinter uns Stirnlampen. Über uns der funkelnde Sternenhimmel. Unter uns sehen wir die Lichter eines Dorfes in Kenia. Dort liegen Menschen in ihren Betten und in ihren Träumen. Auch wir leben unseren Traum und arbeiten uns Schritt für Schritt den Berg hoch. Ein Schluck Tee. Hans Meyer Höhle. Zickzack im Geröll. Der Atem geht kürzer. Gaudence singt „Yo Mama, Yo Papa.“ Ein Schluck Coca Cola. Es ist kalt. Es ist windig. Die Felsen unter dem Gillman’s Point. „All good?“ fragt Remy. Wie viele Höhenmeter noch? Egal! Weiter. Schritt für Schritt. Erste Jauchzer von oben. Geschafft. Über dem Mawenzi geht die Sonne leuchtend blau-orange auf. sie bringt Energie und Wärme zurück. „Twendei, twendei!“ Weiter, weiter. Über eine hart gefrorene Schneedecke führt der Weg zum Gipfel. Michi und Peter machen noch ein paar Liegestützen kurz unter dem Gipfel… „Genug jetzt, twendei!“ Uhurupeak, 5895 Meter, geschafft. Überglücklich fallen wir uns in die Arme und verdrücken die Freudentränen. Gletscher und Krater grüssen rundum schneebedeckt. Weit unter uns sehen wir die Kibohütte und den Sattel. Das ist unglaublich! „Twendei,“ zurück und runter. Am Nachmittag sind wir nach 15 Stunden Wandern zurück in den Horombohütten auf 3700 Meter. Wir feiern den Gipfelerfolg mit Kuchen und ausgelassenem Singen. Als wir zurück ans Gate wandern, grüssen die Riesen-Senecien wie Gespensterbäume aus dem Nebel. Uns ist das Wetter in der Heidelandschaft egal. Wir haben den Gipfel im Herzen. Am Abend feiern wir am Trägerfest ausgelassen mit der ganzen 40-köpfigen Crew. Wir singen und tanzen. Jambo Jambo. Kilimanjaro. Hakuna matata. Badai und Kwaheri, rafiki. Bis bald und auf Wiedersehen meine Freunde. Ich freue mich aufs nächste Mal.

Alle Gäste haben den Kilimanjaro erfolgreich bestiegen. 1 Gast Gilman’s Point, 1 Gast Stella Point und 10 Gäste Uhuru Peak! Und das unter erschwerten Bedingungen, liegt doch vom Gilman’s Point hoch zum Uhuru Peak momentan eine geschlossene, hart gefrorene Schneedecke. Der jüngste Gast war 25, der älteste 68 Jahre alt. Und Sina und Jonas standen präzise zwei Wochen nach ihrer Hochzeit in ihren Flitterwochen freudestrahlend auf dem Dach von Afrika. Herzliche Gratulation an alle Gäste. Und asante sana an Remy und sein Team am Berg. Fantastic job, rafiki!

Goodluck auch auf der Safari.
Massai John lacht übers ganze Gesicht als wir auf falschem Weg ins neue Camp einfahren. „Welcome to Kuhama Luxury Tented Camp,“ begrüsst uns Mister Juma. Die Flachdach-Akazien ragen über uns in die Höhe. Dahinter geht die Sonne unter. „Wow, mega cool,“ meint Simona. Wir sitzen um das Lagerfeuer und erzählen uns Geschichten. Zum Beispiel wie wir uns im Aufstieg zum Kilimanjaro gefühlt haben…
„Irgendwie dachte ich immer in Afrika sei es warm“, schmunzelt Peter, als wir am nächsten Morgen in unsere Daunenjacken eingemummt in den Ngorongoro-Krater hinunterfahren. Um ein in der Nacht gerissenes Gnu liegen 10 Löwinnen und ein Löwe satt und vollgefressen im Gras. Wir fotografieren sprachlos. „OK, if we rush a little, Dominik?“ fragt mich Driverguide Hemed? „Rhino?“ frage ich leise zurück. Er nickt und drückt aufs Gas. Wir erreichen die anderen Jeeps und beobachten das Spitzmaulnashorn wie es in die Steppe hinein marschiert. Die genaue Anzahl der Nashörner im Ngorongoro ist geheim. Wir sind glücklich, eines so nahe gesehen zu haben. Am nächsten gerissenen Gnu fressen sich zwei junge Löwenmännchen satt. Wir glauben es fast nicht, aber beim dritten Kill (sic!) liegen drei Löwen faul im Gras. Ohrengeier, Weissrückengeier, Hyänen und Schakale balgen sich um den Büffelkadaver. Just als wir den Krater verlassen wollen, entdecken wir einen Löwen und eine Löwin etwas abseits der Strasse. Die werden doch wohl nicht…? Doch! Ein paar sanfte Stupser, ein zärtlicher Biss, ein tiefes Grollen, eine sanfte Pranke um die Schulter der Löwin… und schon liegen beide Büsi wieder wohlig auf dem Rücken im Gras. „Ich fühle schon ein bisschen wie ein Voyeur” lacht Jonas, “aber fotografiert habe ich trotzdem.“ Im Tarangire geht die Sonne rot hinter den Wolken und Affenbrotbäumen unter. Marianne schaut von der Terrasse ins Tarangire-Flusstal runter und nickt: „Paradiesisch schön!“ Auf der Pirschfahrt am Morgen beobachten wir eine Elefantenfamilie beim Trinken am Wasserloch, die – erfolglose – Jagd zweier Löwinnen auf einen Wasserbock und… „Dort rechts neben dem Elefanten am Flussufer!“ ruft unser Jägersmann Michi, als er den Tarangirefluss spiegelt! “Gepard” fragt Simona? “Nein, der andere” ruft Michael. Wir schauen und tatsächlich läuft dort ein Leopard am Flussufer entlang. Grinsend hebt Driverguide Msiagi alle fünf Finger in die Höhe. Wer hätte das gedacht? Alle Big 5 gesehen. Unglaublich und absolut unerwartet. Goodluck. Nach dem Kilimanjaro nun auch auf der Safari. Morgen fliegen wir nach Sansibar an den Indischen Ozean. Wir haben viele wunderschöne Abenteuer zu verarbeiten. Zwei Tage Nichtstun. Darauf freuen wir uns jetzt.

Pole Pole in Sansibar
„Welcome in Sansibar. This is Dominik’s home away from home“ begrüsst uns Zaidi am Flughafen in Stonetown. Nach der Kälte des Kili und der Frische im Ngorongoro stehen wir endlich in unseren T‘Shirts in der Wärme. “Welcome to Bluebay Resort” begrüsst uns Benjamin im Bluebay Resort. Der blaue, lauwarme Indische Ozean lockt mit weissem Sandstrand zum Baden. Die aufgereihten Liegen unter den grünen Palmen mit Blick aufs Meer zum Ausruhen und Verarbeiten unserer vielen Abenteuer und Eindrücke: Markt in Marangu, Kilimanjaro, Safari, Zebras, Gnus, Giraffen, Löwen, feines Essen und jetzt noch das Meer. Es sind so viele gute und spannende Erlebnisse und Geschichten. „Jambo Jambo Mister Kilimanjaro“ grüsst Jonathan von der Bar und Joyce strahlt wie ein Marienkäfer: „A Kilimanjaro Beer, Mister Dominik,“ fragt sie und bringt die kalte Dose ohne auf mein Nicken zu warten. Ich trinke einen kühlen Schluck, schaue auf die Wellen und das Meer hinaus und denke: das haben wir uns alle redlich und von Herzen verdient. Auch hier im Bluebay: ein bisschen fühlt es sich an wie nach Hause kommen.

Dominik Abt, Wanderleiter

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Saisonstart am Kilimanjaro