Ich bin bei Aktivferien für unsere Myanmar Trekkings zuständig, dadurch habe ich schon einiges über dieses Land erfahren und miterlebt. Zeit für mich, nun selber einmal dahin zu reisen und alles mit eigenen Augen zu erleben und zu geniessen. Myanmar war für mich schon lange ein Traum und stand weit oben auf meiner Reisewunschliste. Nun ging es also endlich los.

Unsere Reise führt uns von Zürich zuerst nach Bangkok, dort machen wir einen Stop. Seit unserem letzten Besuch vor 4 Jahren hat sich diese Stadt enorm entwickelt und modernisiert. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes besuchen wir noch ein für 1,6 Milliarden Dollar kürzlich eröffnetes Einkaufszentrum. Ein Floating Market mitten im Einkaufszentrum und Kobe-Beef für umgerechnet Fr. 600.00 pro Kilo findet man dort. Einkaufserlebnis der Superlative.

Am nächsten Tag heisst es für uns dann aber Koffer packen und Abflug nach Mandalay. Wir sind schon sehr gespannt, was uns alles erwartet und voller Vorfreude. Nach unserer Ankunft in Mandalay werden wir von unserem Guide Mrs. Tint Tint freundlich erwartet, der Chauffeur wartet auch schon im Auto auf uns und wir fahren als erstes zur U-Bein Bridge, die 1.2 km lange Brücke aus Teakholz. Auf dem Weg dorthin stellen wir fest, dass der Gegensatz von unserem gestrigen Besuch im Einkaufszentrum zu heute nicht grösser sein könnte. Es begegnen uns Menschen auf Fahrrädern, Pferdekutschen und hie und da kommt uns ein Auto entgegen, wir sind definitiv in einer anderen Welt angekommen. Dies sieht man auch der Kleidung der Leute an, Männer und Frauen tragen den traditionellen „Longyi“, eine Art von Wickelrock, andere Kleidung sieht man praktisch nicht.

Bei leichtem Nieselregen spazieren wir über die Brücke und werden von den entgegenkommenden Burmesen ganz scheu gemustert. Sie lächeln uns an und kehren sich um, sobald wir an ihnen vorbeigegangen sind. Wir sind genauso fasziniert von ihnen wie sie von uns. Eine Gruppe Jugendlicher kommt uns entgegen, sie kichern und wir merken, sie sind ganz nervös. Der Mutigste kommt auf uns zu und fragt, ob er mit uns ein Foto machen dürfe. Selbstverständlich willigen wir ein und in dem Moment getrauen sich auch die anderen zu fragen, überall werden die Handys gezückt und fotografiert. Am Ende der Brücke gönnen wir uns eine frische Kokosnuss und können unseren ersten Eindruck verarbeiten, wir sind jetzt schon überwältigt und sprachlos.

Wir fahren zu unserem Hotel und verabschieden uns bis morgen von unserem Guide und dem Chauffeur. Der Hunger kommt langsam auf und wir gehen auf Restaurantsuche. Was hat Mrs Tint Tint doch gesagt? Ausserhalb des Hotels gäbe es einige Restaurants, also machen wir uns auf den Weg. Wir werden auch schon bald fündig.  Das Restaurant scheint ein beliebter Treffpunkt zu sein, es ist sehr gross und gut besetzt. Wir setzen uns hin und werden von allen anderen Gästen neugierig betrachtet, besser gesagt, wir sind auch hier wohl wieder die Attraktion des Tages. Der Angestellte des Restaurants bringt uns die Speisekarte, doch leider ist diese nur auf Burmesisch. Bevor wir auch nur bestellen können, bekommen wir schon Tee, Suppe und Vorspeise. Das Servierpersonal steht rund um unseren Tisch herum und beobachtet uns. Die Angestellten verstehen kein Englisch, wir können unser Nachtessen dann aber doch noch irgendwie bestellen und müssen glücklicherweise nicht mit Hunger ins Bett. Unser erster Tag in Myanmar endet voller Emotionen und unglaublichen Begegnungen, wir sind einfach überwältigt. Was wird uns wohl in den kommenden Tagen noch alles erwarten?

Die nächsten Tage verbringen wir mit dem Besuch der Sehenswürdigkeiten in Mandalay und fahren gemütlich mit dem Schiff auf dem Ayarwaddy nach Bagan. Wir fahren vorbei an Pagoden, Pagoden und Pagoden und können am Ufer das Alltagsleben der Landbevölkerung miterleben. Es ist Waschtag, immer wieder können wir beobachten, wie die Wäsche im Fluss gewaschen und am Ufer getrocknet wird. Gegen Abend kommen wir in Bagan an, ein weiterer Höhepunkt unserer Myanmar Reise. Bagan, der vielleicht meistbesuchte Ort Myanmars. In der steppenartigen Landschaft ragen hier über 2000 Pagoden in den Himmel, mystisch, zauberhaft, einfach atemberaubend. Wir geniessen die unbeschreiblichen Sonnenauf- und Untergänge, die wundervolle Stimmung und immer wieder diese Begegnungen mit den so liebevollen und herzlichen Menschen. Wir sind definitiv in einer anderen Welt angekommen.

Unsere Reise führt uns weiter mit einem Flug nach Heho. Wir machen noch einen Abstecher in die Berge von Kalaw, bevor wir dann durch die „Schweiz von Myanmar“ zum Inle Lake fahren. Diese fruchtbare Region ist sehr hügelig und stark von der Landwirtschaft geprägt, sie erinnert uns tatsächlich etwas an unser Heimatland. Nur dass hier neben Kartoffeln, Tomaten, Erdbeeren und diversem Gemüse auch Bananen, Papayas, Mangos, Melonen, Drachenfrüchte und Kokosnüsse wachsen. Es fällt uns auf, dass die Burmesen ein sehr fleissiges Volk sind, die Felder sind sehr gepflegt und überall wird gearbeitet. Sehr beeindruckt sind wir auch, wieviel hier noch per Handarbeit gemacht wird. Während unserem Aufenthalt haben wir einen einzigen Traktor gesehen. Die Äcker werden mit einem vorgespannten Ochsen gepflügt.

Für die nächsten 3 Nächte bleiben wir am Inle See. In den Dörfern können wir den Menschen beim Alltag zusehen, wir besuchen diverse Handwerksbetriebe wie Weberei, Silbermanufaktur, Zigarrenfabrik und Bootsbauer. In den schwimmenden Gärten wachsen Blumen und leckeres Gemüse. Und immer wird unser Boot von Möwen begleitet. Als wäre das Ganze nicht schon eindrucksvoll genug, geht die Sonne, mit einem der legendären Einbein-Ruderer im Vordergrund, farbenfroh unter. Die Landschaft ist unglaublich schön und es ist interessant, wie die Menschen ihr Leben am und auf dem See organisieren.

Heute ziehen wir die Wanderschuhe an, wir machen ein Trekking in die umliegenden Berge des Inle-Sees. Wir werden von unserem Guide und einem Trekkingguide begleitet. Zuerst geht es gemütlich durch die Gemüsegärten der Dörfer, überall werden wir neugierig beobachtet und von Hunden und Hühnern begrüsst. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einer Schule geht es dann los, wir verlassen die Dörfer und kommen auf einen schmalen Trampelweg, der uns nach oben führt. Es wird langsam warm und zum Glück weht immer ein angenehmer Wind. Es geht rauf und runter, rauf und runter. Vereinzelt kommen uns fröhliche Kinder mit schweren Lastkörben entgegen, weit und breit keine Häuser, wo die Kinder wohl herkommen?

Doch nach ca. 3 Stunden Wandern sehen wir weit vorne eine Hütte stehen, dort wird uns unser Guide das Mittagessen zubereiten, hat er uns versichert. Wir kommen an und werden von der Familie sehr herzlich begrüsst, sie freuen sich über Besuch. Wir dürfen uns in den oberen Stock begeben, in die „Stube“. Der Nebenraum, das Schlafzimmer der ganzen Familie, ist nur mit einem im Wind wehenden Vorhang abgetrennt. Kaum sind wir angekommen, wird uns schon Tee und Wasser serviert. Unser Guide verabschiedet sich in die Küche und draussen auf der Terrasse sitzt die Familie mit dem kleinen Mädchen. Es wird geplaudert, was sie sich wohl erzählen? Wenn man es doch nur verstehen könnte, es wäre sicher spannend zuzuhören. Wir sitzen da am Boden und trinken Tee, ab und zu schaut wieder mal ein neugieriges Gesicht durch die Türe und das kleine Mädchen legt sich mit seiner Mutter zum Mittagsschlaf hin. Der Wind weht durch die ganze Hütte, wie fühlt es sich wohl in der Regenzeit hier an? Wohl kaum so gemütlich wie jetzt.

Zwischendurch hören wir Geräusche aus der Küche, es wird etwas angebraten, Pfannen werden ausgeputzt und es wird geplaudert. Jetzt kommt dann sicher bald unser Mittagessen, wir sind nämlich schon etwas hungrig. Doch die Zeit vergeht und wir sind nun schon etwa 1.5 Stunden hier. Was macht unser Guide wohl so lange da unten in der Küche? Wir rätseln weiter und trinken unseren Tee. Doch da bewegt sich plötzlich etwas, unser Guide kommt die Treppe hoch und serviert uns ein wunderbares Mittagessen. Eine traditionelle burmesische Nudelsuppe, Salat aus Teeblättern, Avocadosalat, verschiedene gebratene Gemüse, Reis und Kartoffeln mit Poulet wurden für uns gekocht. Und dies alles auf offenem Holzfeuer! Wir sind sprachlos und tief beeindruckt, kein Wunder hat das Kochen so lange gedauert. Damit hätten wir nicht im Geringsten gerechnet, es ist unser leckerstes Essen, das wir bis jetzt in Myanmar bekommen haben. Zum Abschluss werden uns noch das Dessert, frische Melonen, Bananen, Mandarinen und ein feiner burmesischer Kaffee serviert. Plötzlich kommt das Oberhaupt der Familie und setzt sich zu uns, er zündet eine selbstgedrehte Zigarre an und bietet uns auch eine an. Dieser Moment hat uns sehr berührt und wir können definitiv sagen: Myanmar, du hast uns mitten ins Herz getroffen. Eine solche Gastfreundschaft erleben zu dürfen ist ein besonderes Privileg.

Wir machen uns bereit für unseren Rückweg, der uns noch zu einem Besuch eines Weingutes führen wird. Dort treffe ich Mrs Ngu. Ich kenne sie nur vom Telefon und E-Mail schreiben, sie organisiert alle Buchungen für Aktivferien. Ich freue mich sehr, sie endlich kennenlernen zu dürfen und dass ihre Stimme nun auch ein Gesicht bekommt. Sie erwartet uns schon im Weingut und empfängt uns sehr herzlich. Wir verstehen uns auf Anhieb und sind sehr amüsiert. Es ist eine weitere tolle Begegnung in Myanmar.

Unsere Reise neigt sich langsam dem Ende entgegen, so heisst es Abschied nehmen von einem weiteren schönen Ort. Wir verlassen den Inle See und fliegen von Heho nach Yangon. Dort treffen wir bei einem Abendessen Mr Chetry, der Chef unserer Agentur, sowie weitere für Aktivferien zuständige Personen. Für mich ist auch dieses Treffen sehr informativ und spannend. Mr Chetry ist ein sehr engagierter Mann und leistet unter anderem sehr viel Freiwilligenarbeit. Es ist sehr spannend ihm zuzuhören. Er fliegt schon am nächsten Tag wieder ins Chin-Gebirge und wird dort der einheimischen Bevölkerung den Tourismus näher bringen und sie darüber aufklären. Durch sein Engagement war er auch massgeblich daran beteiligt, dass die Region Putao im Norden des Landes wahrscheinlich bald für den Tourismus geöffnet werden kann. Somit steht einem Trekking in den Norden für Aktivferien bald nichts mehr im Weg.

Am nächsten Tag steht für uns aber noch ein weiterer Höhepunkt Myanmars auf dem Programm, die Shwedagon Pagode. Sie ist das Wahrzeichen Myanmars und auch weltweit eines der wichtigsten buddhistischen Heiligtümer. Selbst Superlative reichen nicht aus, um zu beschreiben, was hier mitten in Yangon fast einhundert Meter in den Himmel ragt. Die rund 100 Meter hohe Stupa ist mit 60 Tonnen Gold bedeckt, hinzu kommen tausende Diamanten und Edelsteine. Die Magie, die von der Pagode ausgeht, ist nicht in Worte zu fassen, die Stimmung zum Sonnenuntergang einmalig. Die Pagode funkelt überall und zeigt sich von ihrer besten Seite. Aber auch die allerschönste Reise hat irgendwann ein Ende und für uns heisst es nun definitiv Abschied zu nehmen, unsere Reise ist zu Ende und unser Rückflug in die Schweiz steht an.

Die Reise nach Myanmar war für uns eine sehr faszinierende, eindrückliche und unvergessliche Reise durch eine weitgehend unberührte Landschaft. Wir sind schon durch viele Länder in Südostasien gereist, aber kein anderes Land hat uns so nachhaltig beeindruckt wie Myanmar. Selten haben wir uns in einem Land so willkommen gefühlt, überall haben wir so liebevolle Menschen getroffen, unfassbar freundlich und man fühlt sich in einer anderen Welt zu sein. Ich fühle mich genauso „full of happy“ wie unser afrikanischer Guide sagte, als er kürzlich das erste Mal in der Schweiz war.

Vielen Dank Myanmar, dass wir dein Gast sein durften. Vielen Dank auch an alle unsere Guides, welche uns ein enormes Wissen über Myanmar und den Buddhismus weitergeben konnten, wir haben sehr viel Neues gelernt. Am meisten werden uns aber die herzlichen und unvergesslichen Begegnungen mit den Menschen in Erinnerung bleiben: kyèj-zu-bàe (ausgesprochen: tschesuba, auf Deutsch „Danke“). Sie sind eine grosse Bereicherung in unserem Leben. Wir hoffen, Myanmar wird diesen faszinierenden Charme noch lange behalten können.

Monika Frasch

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Myanmar – eine Reise mitten ins Herz